Mit diesen Tipps bist du und dein Hund bestens vorbereitet auf den Wandersommer.
Wandern liegt voll im Trend. Egal ob du das Wandern gerade erst für dich entdeckt hast, oder du öfters in den Bergen unterwegs bist, Wandern mit Hund verlangt einige zusätzliche Überlegungen.
Das erfährst du in diesem Artikel:
- Vorausetzungen an deinen Hund
- Schwierigkeitsgrade, so findest du die passende Wanderung
- Ausrüstung für den Hund
- Mit dem Kommando ‚hinten gehen‘ sicher bergab
- medizinische Notfälle im Gebirge
- Übernachten mit Hund in den Bergen: SAC Hütten
- Achtung Mutterkuhherden und Herdenschutzhunde
- Wildruhezonen
1. Voraussetzungen an deinen Hund.
Hast du dir schon einmal überlegt, dass auch Hunde Muskelkater bekommen können? Auch wenn du selber topfit bist, stürze dich nicht sofort in die Zweitagestour mit deinem Hund. Ausdauer & Trittsicherheit können und müssen auch vom Hund langsam aufgebaut werden.
Mit Welpen und Junghunden auf Wanderung gehen:
Ich habe Bjarn von klein auf mit auf Wanderungen mitgenommen. Die meiste Zeit verbrachte er aber davon im Rucksack. Ich ließ ihn gleich viel und weit selber laufen, wie ich das auch auf einem Spaziergang getan hätte. Unsere kleinen Wanderausflüge haben ihm von Welpe an Selbstvertrauen und Trittsicherheit im Gebirge gebracht.
So lange dein Hund sich im Wachstum befindet ist es wichtig darauf zu achten, den Bewegungsapparat nicht zu überlasten. Dein Hund kann alle Bewegungen selber machen, auch über Steine hüpfen und bergab gehen, sollte dies ab kontrolliert und unter deiner Aufsicht tun. Und natürlich alles in Massen.
2. Schwierigkeitsgrade; So findest du die passende Wanderung.
Plane deine Wanderungen im Voraus, um böse Überraschungenen zu vermeiden. Die Wanderwege sind in der Schweiz mittels einer Skala von T1 – T6 nach ihrer Schwierigkeit bewertet. Schon ab der Stufe T3 können für dich und deinen Hund Hindernisse auftauchen. Überlege dir, ob ihr diese als Team bewältigen könnt.
Gelbe Wanderwegweiser T1 sind mit allen Hunden machbar.
Die gelben Wegweiser kennzeichnen in der Schweiz die einfachsten Wander- und Spazierwege. Diese müssen nicht unbedingt in den Bergen sein. Sondern können auch gleich vor deiner Haustüre liegen, durch Hügel, Feld und Waldlandschaften führen. Die Wege mit dieser Markierung sind planiert und können auch mit Turnschuhen gemacht werden. Diese Wanderwege sollten für alle Hund gut machbar sein.
Rot-Weisse Wanderwegweiser T2 & T3 können schon einige Challenges für deinen Hund beinhalten.
Die Rot-Weissen Markierungen kennzeichnen Wanderwege, bei denen schon etwas Kondition, die richtige Ausrüstung und Trittsicherheit gefragt ist. Achtung; nicht alle rot-weiss markierten Wanderwege sind gleich schwierig. Dies ist am reinen Wegweiser leider nicht zu erkennen. Am besten informierst du dich bei der Planung zu Hause, ob es sich um ein T2 oder T3 handelt.
T2: Bergwandern
In der Regel kannst du Wanderungen mit der Bezeichnung T2 bedenkenlos mit deinem Hund antreten. Der Weg ist mit durchgehendem Trassee. Das Gelände teilweise steil aber ungefährlich. Etwas Trittsicherheit und gute Trekkingschuhe sind empfehlenswert.
T3: anspruchsvolles Bergwandern
Und hier kommt die krux. Die T3 Wanderwege sind optisch genau gleich gekennzeichnet wie die T2. Aber hier können für dich und deinen Hund schwierige Stellen auftreten.
Der Weg am Boden ist nicht unbedingt durchgehend sichtbar. Eine Hilfe sind die weiss-roten Wegmarkierungen auf Steinen. Du hast am besten eine Karte mit dabei. Es gibt bei T3 Wanderungen ausgesetzte Stellen, die mit Seilen oder Ketten gesichert sind. Eventuell braucht man an diesen Stellen die Hände fürs Gleichgewicht.
Das heisst für dich mit Hund:
- Es kann sein, dass du stellenweise deinen Hund über Felsstufen hoch helfen musst.
- Bei ausgesetzten Stellen (das heisst auf mindestens einer Seite des Weges geht es steil bergab) ist mega wichtig, dass dein Hund langsam und kontrolliert vor oder hinter dir gehen kann.
- Wenn du deinem Hund helfen möchtest, halte deinen Hund mit den Händen am Geschirr. Verbinde dich aber nicht mit der Leine z. b über einen Bauchgurt direkt am Hund. Durch einen Ruck an der Leine kannst du oder auch dein Hund aus dem Gleichgewicht geraten und im ungünstigsten Fall sogar stürzen.
- Bei T3 Wanderwegen können Geröllfelder auf dem Weg liegen. Diese sind vor allem für kleine Hunde etwas schwieriger zu gehen.
Voraussetzungen Mensch: Gute Trittsicherheit. Gute Trekkingschuhe. Durchschnittliches Orientierungsvermögen. Empfohlen für den Hund: trägt ein Geschirr. Kann kontrolliert ohne Hektik gehen.
3. Ausrüstung für den Hund
Geschirr vs Halsband; Ich empfehle dir, ein gut sitzendes Geschirr in den Bergen zu benutzen. Mit einem Geschirr kannst du deinem Hund besser Halt geben als mit einem Halsband.
Rechne unbedingt Wasser für deinen Hund mit ein. Es kann sein, dass Bäche trocken sind, du dich in der Zeit vertust oder es einfach nur heiss ist. In der Bewegung hat auch dein Hund einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Es gibt dafür ganz praktische faltbare Näpfe oder Trinkflaschen für Hunde im Handel.
Wenn dein Hund auch etwas tragen soll: Es gibt spezielle Rucksäcke für Hunde. Gewöhne deinen Hund langsam an das Tragen eines Rucksackes. Du kannst ihn zum Beispiel am Anfang leer auf einigen Spaziergängen tragen lassen. auf euren ersten Wanderungen mit Rucksack kann dein Hund leichte aber voluminöse Dinge tragen. Zum Beispiel deine Jacke, Taschentücher, die Wanderkarte, seine Leckerlis… Wenn du deinen Hund trainierst, kann er später auch mehr tragen. Mehr als 25% seines Körpergewichts sollte er aber auch im trainierten Zustand nicht tragen.
4. Mit dem Kommando ‚Hinten gehen‘ sicherer bergab.
5. Medizinische Notfälle im Gebirge mit Hund.
Stelle dir zu Hause ein kleine Wanderapotheke zusammen:
Normales Schmerzmittel (in einer Gruppe soll jeder seine persönlichen Medikamente selber mitbringen; wegen Haftungsausschluss), Blasenpflaster, Wundschnellverbände & Pflaster, Desinfektionsmittel (Tropfen oder Spray), Kleine Schere & Pinzette.
Was, wenn dein Hund plötzlich nicht mehr selber gehen kann?
Letztes Jahr hatte sich Bjarn beim Toben mit einem anderen Hund auf der Melchsee Frutt einen Muskel gezerrt. Es war Frühling und die Gondelbahn noch nicht in Betrieb. Auf der Wanderung nach unten fing er immer stärker an zu lahmen. Nach einer kurzen Pause weigerte er sich, aufzustehen und weiterzugehen. Zum Glück hatte ich schon lange mit ihm trainiert, dass er sich von mir auf den Schultern tragen lässt. Ich habe ihn also zum Postauto getragen. Vom Postauto zum Zug und durch den ganzen Bahnhof Luzern und schlussendlich nach Hause.
Stell dir vor, dein Hund hat einen Unfall an einem Ort, wo du ihn nicht mit einem Auto abholen kannst. Hast du schon einen Plan, wie du ihn abtransportieren kannst?
Wenn dein Hund ein Gewicht hat, welches du über eine kleine Strecke tragen kannst, dann empfehle ich dir das Tragen vorab zu üben. Damit für dein Hund in der Notsituation nicht auch noch der Stress eines ungewohnten Handelns dazu kommt. Ich bevorzuge meine Hunde auf den Schultern zu tragen. Meine Kraft reicht nicht weit aus, um die 23 Kilo Australian Shepherd lange in den Armen zu tragen.
Wenn du einen kleinen Hund hast, dann kannst du ihn auch an das Getragen-werden in einem Rucksack gewöhnen.
Aufbau: übe das Hochheben und Tragen deines Hundes auf den Schultern in Mini-Schritten.
- Schritt: dein Hund steht am Boden. Du kniest dich neben deinen Hund und steckst einfach mal nur deinen Kopf zwischen seine Beine. Lobe ihn dafür, wenn er ruhig stehen bleibt.
- Du steckst deinen Kopf zwischen seine Beine und hebst ihn für 1 Sekunde etwas vom Boden ab. Wiederum loben, wenn das ohne zappeln klappt.
- Als nächstes steigerst du langsam die Dauer und die Höhe des Hochhebens.
- Wenn dein Hund gelassen auf deinen Schultern ruhen kann, beginnst du damit, mit ihm umher zu gehen.
Für grosse & schwere Hunde gibt es im Handel auch Tragegeschirre für Hunde, welche wie einen Rucksack funktionieren. z.B www.fidoprotection.com
Im schlimmsten Fall rufst du die REGA.
1414 Bergrettung der Schweiz
Die Rega ist eine gemeinnützige, unabhängige und private Stiftung, welche mit Helikoptern Bergrettungen vornimmt. Mit einem kleinen Gönnerbeitrag von CHF 40.- pro Person werden die Kosten für eine Rettung von der Stiftung getragen. Ohne diese Gönnerschaft kann eine Rettung im Notfall sehr schnell sehr teuer werden.
Du erreichst die Rega telefonisch unter: 1414. Oder du lädst dir die Rega App auf dein Smartphone; Google Play Store und Apple Store.
Der grosse Vorteil der App: Positionsdaten werden automatisch übermittelt. Die App sendet nach dem Notruf in regelmässigen Abständen den Standort des Smartphones an die Rega-Einsatzzentrale. Der Nachteil: Funktioniert nur mit Mobilfunkempfang.
Was wenn ich keinen Empfang habe?
Wähle die europäische Notrufnummer 112, diese funktioniert in allen Netzen. Am anderen Ende sitzt in der Schweiz die jeweilige Kantonspolizei. Wenn das auch nicht funktioniert, musst du deinen Standort wechseln und gegebenenfalls absteigen. Vor allem in Gebieten über 2500 Metern sind die Lücken im Mobilnetz in Berggebieten der Schweiz nach wie vor gross.
6. Übernachten mit Hund in den Bergen: SAC Hütten
In der Schweiz gibt es 248 Berghütten des Schweizer Alpenclubs SAC. In den meisten davon sind Hunde leider nicht gestattet. In manchen Hütten dürfen Hunde im Schuhraum / Vorraum übernachten. Ganz wenige Hütten haben inzwischen Einzelzimmer, wo die Mitnahme eines Hundes möglich ist. Informiere dich vorab direkt bei der betreffenden Hütte. Am besten rufst du den Hüttenwart an. Auf der Webseite des SAC findest du ein Verzeichnis aller Hütten.
7. Achtung Mutterkuhherden und Herdenschutzhunde.
Während der Sömmerung befindet sich praktisch auf jeder Alp, auf jedem Wandergebiet Vieh wie Kühe, Schafe oder Ziegen. Wenn du mit deinem Hund unverhofft auf eine Mutterkuhherde oder Herdenschutzhunde triffst, kann dies eine brenzlige Situation werden. Am besten informierst du dich gut im Voraus, ob auf deiner geplanten Route mit einem von Beidem zu rechnen ist. Und gegebenenfalls änderst du am besten deine Wanderung.
Gebiete mit Herdenschutzhunden meiden.
Hier findest du eine Karte mit allen Alpweiden, wo in der Schweiz Herdenschutzhunde unterwegs sind: http://www.protectiondestroupeaux.ch/
Zitat der Fachstelle Herdenschutzhunde: ‘Bei Wanderungen in Regionen mit geschützten Herden wird vom Mitführen von Begleithunden unbedingt abgeraten. Wenn Sie mit Ihrem eigenen Hund unverhofft an eine geschützte Herde gelangen, nehmen Sie diesen an die Leine. Versuchen Sie nie, mit Ihrem Hund eine geschützte Herde zu durchqueren, sondern umgehen Sie diese weiträumig. Im Zweifelsfalle kehren Sie um.’
Das richtige Verhalten mit deinem Hund, wenn du auf eine Mutterkuhherde triffst.
Während diese Haltungsform für Kuh und Kalb etwas total schönes ist, ist dies doch für uns Wanderer mit Hund eine besondere Herausforderung auf Wanderungen. Und die Tendenz zur Mutterkuhhaltung scheint zuzunehmen. Das Hauptproblem dabei ist, dass Rinder Hunde immer als Raubtier einordnen und ihre Herde dagegen schützen wollen. Dies gilt übrigens auch für kleine Hunde und ist unabhängig vom Aussehen und der Grösse deines Hundes. Muttertiere beschützen ihre Jungen besonders aggressiv.
Beachte diese Regeln:
- Die Herde möglichst grossräumig und ruhig umgehen. Idealerweise auf der anderen Seite des Zauns. Den direkten Kontakt mit der Herde gilt es unbedingt zu vermeiden.
- Den Hund an der Leine führen.
Weiden mit Mutterkühen werden mit grünen Tafeln ‘Achtung Mutterkuhhaltung’ am Wanderweg markiert. Leider selten am Anfang der Wanderung, sondern häufig läuft man dann einfach plötzlich an das Warnschild heran. Ich persönlich bin auch schon ein paar mal in brenzlige Situationen mit meine Hunden und Kühen gekommen. Einmal musste ich, um die Herde zu umgehen, in eine Felswand absteigen. Und einmal standen wir ohne Vorwarnung (keine Schilder) direkt vor der Herde. Und die Kühe kommen dann wirklich! Ich kann dir nur ans Herzen zu legen, diese Thematik sehr ernst zu nehmen. Es wurden auch schon Hunde zu Tode getrampelt und Menschen verletzt in Mutterkuhherden.
Mehr Informationen findest du unter: www.mutterkuh.ch