How to: Eine Wanderung und Fotoshooting mit Welpen und Junghunde sinnvoll planen.
Interview mit Martin Rütter DOGS Trainerin Maximiliane Lotz.
Hast du einen Welpen oder Junghund (oder bekommst bald einen) und überlegst dir, Erinnerungen an diesen doch sehr kurze Zeitabschnitt im Leben deines Hundes in Bildern festhalten zu lassen?
Du wanderst gerne und fragst dich, ob ein Abenteuershooting mit Abenteuerhunde für euch machbar und sinnvoll ist? Um dir diese Fragen zu beantworten habe ich Hundetrainerin Maximiliane Lotz zu einem Gespräch eingeladen.
Ich habe sie unter anderem gefragt: wie man einen Welpen am besten für ein Shooting vorbereitet, was man für die Planung beachten sollte und wie am besten die Wanderung und das Shooting an sich gestaltet werden sollte, so dass dein Welpe sich wohlfühlt und nicht überfordert wird.
Maxi und ihr Partner Miro waren im 2021 mit ihrem Whippet Welpen Ella mit Abenteuerhunde für ein Shooting in den Bergen unterwegs. So profitieren wir in diesem Blogbeitrag von ihrem Hunde Expertenwissen in Kombination mit der Erfahrungen mit einem Shooting bei mir. Welpe Ella war damals erst 4 Monate alt. So junge Hunde sind bei meinen Shootings eher selten anzutreffen, aber das hat hervorragend geklappt.
Die 3 wichtigsten Tipps zum Wandern mit Welpe in Kürze:
1. Mute deinem Welpen nicht zu viel Neues auf einmal zu: Vermeide zusätzlichen Stress am Shootingtag. Du kannst zum Beispiel einen Wochentag für dein Shooting wählen statt an einem Wochenende in der Menschenmasse vor der Bergbahn zu stehen. Bringe ein PickNick mit und verzichte auf den Besuch im Bergrestaurant.
2. Gewöhne deinen Welpen an das Getragen werden in einem Rucksack. Auch wenn die von Abenteuerhunde vorgeschlagenen Wanderungen für Welpen und Junghunde kürzer ausfallen als für adulte Hunde, so wirst du deinen Welpen den Grossteil der Distanz tragen müssen. Bei leichten Welpen ist das gut machbar auf dem Arm, aber wenn dein Welpe oder Junghund schwerer wird, ist es für dich eine Erleichterung wenn du ihn im Rucksack tragen kannst. Es gibt dafür spezielle Hunderucksäcke. Ich (Sarah von Abenteuerhunde) habe meine Hunde als Welpe allerdings bestens in einem ganz normalen Wanderrucksack tragen können. Ich habe dann jeweils den unteren Teil des Rucksacks soweit mit Jacken ausgestopft, bis der Welpe gemütlich drin sitzen und noch seinen Kopf aus dem Deckel strecken konnte.
3. Plane viele Pausen ein. Etabliere ein Ruhesignal für deinen Welpen zum Beispiel mit immer derselben Decke. So kann sich deine Welpe in den Pausen gut entspannen.
Interview
Sarah: ‹Hallo Maxi, kannst du dich und eure Hundeschule kurz für die Leser vorstellen?›
Maxi: ‹Zusammen mit meinem Partner Miro Maeder betreibe ich im Zürcher Oberland eine Martin Rütter DOGS Hundeschule. Wir betreuen und begleiten Menschen und Hunde – also vor allem die Menschen – bei Fragen rund um das Thema Hund. Wir bieten auch Welpen und Junghundekurse sowie die im Kanton Zürich obligatorischen Hundekurse an. Diese finden Donnerstags, Freitags und Samstags statt und können ab Dezember 2021 gebucht werden. ‹
Alle Angebote findest du unter: www.martinruetter.com/zuerichoberland/
Sarah: ‹Ich privat hatte meine Hund von klein auf mit dabei auf Wanderungen und beim Zelten in den Bergen. Ich hatte die zu Beginn natürlich zum Grossteil getragen. Ich wollte einfach, dass das Wandern für meine Hunde normal ist und sie schon von Welpe an eine Trittsicherheit erlernen, weil ich ja sehr viel in den Bergen unterwegs bin.
Ich möchte auch mein Shootingangebot so gestalten, dass es keine Überforderung für die Welpen oder Junghunde darstellt.
Sarah: ‚Kannst du mir definieren, über welchen Zeitraum wir hier sprechen wenn wir Welpen und Junghunde sagen?‘
Maxi: ‹Per Definition ist ein Hund Welpe bis er 16 Wochen alt ist. Danach ist er ein Junghund bis die Pubertät vorbei ist. Und das ist von Hund zu Hund unterschiedlich und hängt mit der Hunderasse bzw. auch der Grösse zusammen – letztlich ist dies individuell von Hund zu Hund unterschiedlich. Zum Beispiel können deutsche Doggen rund 2 Jahre pubertieren, wogegen ein kleinerer Hund auch schon nach 1.5 Jahren aus der Pubertät und schon erwachsen sein kann. Nicht alle Hunde pubertieren gleich lang.
Strukturelle Anpassungen im Gehirn und hormonelle Umstellungen während der Pubertät führen unter anderem dazu, dass gewisse (erlernte) Sachen nicht mehr klappen. Die Menschen sollten in dieser Zeit nachsichtiger mit ihrem Hund sein und das Training entsprechend anpassen.’
Sarah: ‹Ein Welpe zieht ein. Wie lange sollte ich dem Welpen Zeit geben sich einzugewöhnen bevor ich einen grossen Ausflug mit ihm mache? So eine Wanderung, auch wenn es eine ‹kleine› Wanderung ist, ist doch für den Welpen sehr schnell einen grossen Ausflug…’
Maxi: ‹Das kommt ganz auf den Hund an. Man muss den Welpen genügend Zeit geben sich einzugewöhnen. Bei den einen geht das sehr schnell, bei den anderen dauert es länger. In den ersten Wochen würde ich von längeren Unternehmungen abraten.
Was ich aber noch viel wichtiger finde ist, die Schlaf- und Ruhezeit der Welpen zu berücksichtigen. Welpen sollten in aller Regel 20 Stunden am Tag ruhen. In den Schlaf- und Ruhephasen sollten sie auch nicht gestört werden. Bei einem Ausflug müssen daher immer wieder Pausen eingeplant werden, in denen der Welpe schlafen und ruhen kann.›
Sarah: ‹Wenn ich mich also nun entschieden habe, ich möchte so ein Abenteuershooting mit meinem Welpe oder Junghund machen, wie kann ich ihn am besten darauf vorbereiten?›
Maxi: ‹Welpen lernen sehr schnell. Ein Sitz und kurzes Warten kann man ihnen sehr gut beibringen, das auch für Fotos toll aussehen kann. Wichtig ist es zu berücksichtigen, wie viel Aktivität und Training der Welpe am Stück leisten kann.
Als Faustregel gilt: 5 Minuten Aktivität pro Lebensmonat am Stück. Zum Beispiel für einen 4 monatigen Welpen bedeutet das 4×5 = 20 Minuten am Stück Aktivität und dann wieder eine Pause. Junge Welpen schlafen in der Regel dann auch sehr schnell ein. Es gibt natürlich aber auch solche, welche nicht gut zur Ruhe kommen. Da besteht die Gefahr, dass die Menschen das Schlaf- und Ruhebedürfnis nicht erkennen und den Welpen überfordern. Ich empfehle deshalb von Anfang an den Hund im Haus auf eine vom Menschen definierte Liegestelle zu schicken und Ruhezeiten zu bestimmen. Stichwort Deckentraining.
Die 5 Minuten Regel muss natürlich auch nicht auf die Stoppuhr genau eingehalten werden, sie dient vielmehr als Richtwert. Plant man beispielsweise eine besondere Aktivität am Nachmittag, dann achtet man darauf, dass der Vormittag und Mittag ruhig gestaltet werden und nach der Aktivität erneut Ruhezeit angesagt ist. Konkret nach einem Fotoshooting würde ich die nächsten 1-2 Tage sehr ruhig mit wenig Aktivität und unbekannten Umweltreizen gestalten.
Sarah: ‹Ich habe meine Hunde viel im Rucksack getragen. Wie gewöhne ich meinen Welpen / Junghund am besten daran, im Rucksack getragen zu werden?
Maxi: ‹Im besten Fall hat man den Rucksack schon zu Hause wenn der Welpe einzieht. Man kann ihn irgendwo hinstellen und etwas Futter drumrum oder später auch drinnen platzieren. So wird der Rucksack positiv belegt. Wenn der Welpe gerne in den Rucksack geht und sich bereits darin entspannt aufhalten kann, kann man Schritt für Schritt den Rucksack kurz schliessen und auch gleich wieder öffnen. Dann verlängert man die Dauer, wo der Welpe drin ist. Sobald er sich im geschlossenen Rucksack wohlfühlt, beginnt man damit den Rucksack hochzuheben. Ein paar Schritte gehen und wieder absetzen.
Dieses Training sollte zu Beginn kurz gehalten werden – wir denken an die 5 Minuten Regel. Die Idee ist grundsätzlich gleich, wie wenn man den Hund an eine Box gewöhnt. Zusätzlich zum Training kann man den Rucksack beiläufig auch positiv belegen, in dem man den Welpen im Rucksack füttert.›
Sarah: ‹Als nächstes sind wir dann tatsächlich mit dem Welpen / Junghund unterwegs. Wie weit oder wie lange darf denn der Welpe oder Junghund selber wandern? Ist das überhaupt sinnvoll oder trage ich ihn besser bis ganz zum Shootingplatz?›
Maxi: ‹Ganz generell geht es darum, dass die Knochen und der ganze Bewegungsapparat noch nicht ausgewachsen sind. Es gibt sogenannte ‹Wachstumsfugen› die noch offen sind, weshalb eine Überlastung der Gelenke vermieden werden sollte. Sonst werden leider spätere Gelenkprobleme und Fehlstellungen begünstigt (z.B. Arthrose). Bis also die Hunde ausgewachsen sind, muss man die Belastung im Auge behalten. Gerade bei schweren und grossen Rassen dauert es länger, bis sie ausgewachsen und körperlich voll belastbar sind.
Am schonensten ist eine gleichmässige Bewegung geradeaus. Bergauf wandern und springen ist für die Gelenke weniger belastend als bergab. Klar sollte der Welpe die Bewegungsabläufe für hoch und runter lernen, aber eben am besten in einem ruhigen Tempo und in kleinen Schritten. Gleichzeitig sollen Welpen im Zuge der Gewöhnung an unsere Umwelt auch verschiedene Untergründe kennen lernen wie bspw. Waldboden, Strasse, Wiese, Kies, Holzboden usw.
Wichtig ist, dass nicht alles Neue was der Welpe kennenlernen soll an ein und demselben Tag erfolgt. Neue Reize und Situationen sollten schritt- und häppchenweise erfolgen und dem Welpen ausreichend Zeit zum verarbeiten gegeben werden.
Sarah: ‹In dem Fall wäre es sinnvoll einen Shootingort zu wählen, wo man mit dem Auto zufahren kann und nicht noch eine Bergbahn nehmen muss, wo man dann noch viel Trubel und Menschen hat? Und auch nicht noch zum Abschluss des Shootings ins Bergrestaurant einkehren…
Maxi: ‹Genau. Am besten ab Parkplatz ein Stück geradeaus wandern zu einem Ort, an dem nicht allzu viele Menschen und fremde Hunde sind. Nicht dass da auch noch Begegnungen mit fremden Hunden on top dazukommen. Dann steht so einem Shooting sicher nichts mehr im Wege.
Sarah: ‹Kannst du einen Tipp geben, wie die Menschen ihren Welpen / Junghunden anmerken, wenn diese müde oder gestresst sind?›
Maxi: ‹Das kannst du an verschiedenen körpersprachlichen Signalen des Hundes erkennen. Gestresste Hunde kriegen zum Beispiel auf den Wangenknochen und an der Stirn sogenannte Stressfalten. Diese sieht man bei einem Hund mit glattem Fell besser als bei einem langhaarigen Hund. Auch erkennbar ist Stress an starkem Hecheln, wobei die Mundwinkel bis ganz nach hinten gezogen werden. Die Zunge hängt dabei weit raus, die Augen sind weit geöffnet. Der Hund hat dann nicht unbedingt heiß, was viele Menschen falsch deuten, sondern vielmehr sind das effektiv Stresszeichen.
Ein zittriger Körper kann ebenfalls ein Indiz sein, dass der Hund nicht mehr zur Ruhe kommt. Pausen sollten somit erfolgen, bevor der Hund unter solchen Stress gerät, damit es auf keinen Fall soweit kommt.›
Sarah: ‹Wieviele Pausen sollte ich dann konkret einplanen, ist es besser eine grosse Pause oder viele kleine Pausen zu machen? Und wie kann ich denn meinem Hund dabei helfen unterwegs Ruhe zu finden?
Maxi: ‹Ich würde mehrere kleine Pausen machen und dann eine grosse Pause dazu. Im besten Fall haben die Menschen bereits zu Hause den Rucksack oder eine Decke als Ruheort etabliert. Es sollte einfach etwas Bekanntes und nichts Neues sein.
Was auch helfen kann zum entspannen, ist ein gefüllter Kong mitzubringen, wo der Hund Futter rausschlecken kann. Für junge Welpen ist so etwas zum ausschlecken geeigneter als eine Kaustange, da sie mit den Milchzähnen noch nicht so gut kauen können und die Verletzungsgefahr mit Kaustangen grösser ist.
Sarah: ‹Was ist dir sonst noch wichtig zu diesem Thema zu sagen?›
Maxi: ‹Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass man sich vom Welpenalter an schöne Bilder von seinem Hund wünscht. Bei dir (Abenteuerhunde) ist das echt ein tolles Erlebnis mit schönen Erinnerungen. Für den Welpen / Junghund sowie auch für den Menschen ist so ein Fotoshooting eine komplett neue Situation und wird so im Alltag auch nie geübt. Das sollte man als Mensch nicht unterschätzen und auch nicht zu hohe Erwartungen an den Hund haben. Besser man entspannt sich, geniesst es und hat einfach Freude an seinem Hund.
Die Menschen sollten auch beim Shooting ihren Hund kleinschrittig loben, damit alle Spass haben und kein Frust entsteht.
Auch erwachsenen Hunden, die für das Schiessen des perfekten Fotos, eine Position lange innehalten müssen, sollte immer mal wieder mal die Möglichkeit gegeben werden, etwas Energie rauszulassen. Beispielsweise kann man eine Futtersuche oder ein Apportieren als “Auflockerung” immer mal wieder einbringen. Denn für Hunde kann das “warten” sehr anstrengend sein. Die Sessions sollten also nicht zu lange am Stück dauern.
Ganz wichtig ist mir stets die gegenseitige Rücksichtnahme und der verständnisvolle Umgang mit unseren Hunden. So haben alle gewonnen und erhalten am Ende bildnerische Erinnerungen für die Ewigkeit.